Wie berechnen Kurierdienste ihre Preise?

Wie berechnen Kurierdienste ihre Preise?


Kurierdienst-Preise sind im Vergleich zu anderen Transportarten sehr undurchsichtig. Viele Kurierdienste arbeiten mit Tagespreisen, d. h. der Kurierdienst-Preis wird für jeden Transport einzeln verhandelt. Doch warum ist das so und welche Faktoren spielen hier eine Rolle?

Was ist ein Kurierdienst-Transport?

Zuerst einmal müssen wir klären, was genau ein Kurierdienst-Transport ist. Kurz gesagt gilt:

  • ein Kurierdienst fährt direkt von der Ladestelle zur Entladestelle, das Transportgut wird zwischendurch nicht von einem Fahrzeug auf ein anderes Fahrzeug umgeladen,
  • ein Kurierdienst wird so gut wie immer von einem Kleintransporter durchgeführt, d. h. es handelt sich meist nur um einzelne Päkchen oder Paletten Transportgut.
  • ein Kurierdienst wird häufig erst sehr kurzfristig bestellt und noch am selben oder am nächsten Tag beladen und gefahren.

Im Gegensatz zum Systemverkehr (häufig Sammelgut genannt), wo es feste Abhol-, Lauf- und Zustellzeiten mit festen Preisen gibt, werden Kurierdienst-Transporte nicht im Voraus geplant. Das ist der erste Hinweis darauf, warum Kurierdienst-Preise so schlecht planbar sind.

Welche Kosten entstehen dem Transportunternehmen?

Wie immer im Wirtschaftsleben spielen die Kosten, die der Unternehmer für seine Leistung bezahlen muss, eine große Rolle beim Preis. Schauen wir uns an, welche Kosten eigentlich bei einem Kurierdienst-Transport entstehen:

  • Personal: Offensichtlich muss das Fahrzeug durch ein*e Fahrer*in gesteuert werden. Daneben braucht der Kurierdienst aber auch Menschen, die die verschiedenen Fahrzeuge koordinieren (“Disponenten” genannt) und sich um Verwaltung & Abrechnung kümmern.
  • laufende Fahrzeugkosten: Klar, einer der größten Kostenblöcke sind die Dieselkosten. Außerdem fallen aber noch Kosten für Autowäsche, Reifen, Öl und weitere Verbrauchsmaterialien an.
  • Fahrzeugabnutzung: Mit jedem gefahrenen Kilometer nutzt sich das Fahrzeug ab. Was privat schon spürbar ist, wird bei gewerblich genutzten Fahrzeugen erst recht teuer.
  • Haftpflichtversicherung: Für seine Haftung schließt der Kurierdienst eine Haftpflichtversicherung ab, die natürlich mit Kosten verbunden ist.
  • Anfahrts-, Abfahrts- und Wartezeiten: Neben der eigentlichen Transportdauer muss der Kurierdienst erstmal zur Ladestelle fahren. Während der Be- und Entladung steht das Fahrzeug ebenfalls nicht zur Verfügung. So kommt einige Zeit zusammen, in der Fahrer*in und Fahrzeug weiterhin bezahlt werden müssen.

Wie entsteht der tatsächliche Kurierdienst-Preis?

Im Kurierdienst-Markt gibt es einerseits sehr viele Kurierdienste (Anbieter), aber auch viele unterschiedliche Kunden (Nachfrager). Der tatsächliche Kurierdienst-Preis beruht deshalb selten auf den tatsächlichen Kosten, sondern bildet sich meistens durch das klassische Prinzip von Angebot & Nachfrage.

Das ganze wird schnell sehr komplex, weil sich Angebot & Nachfrage jeweils auf bestimmte Strecken und Regionen beziehen.

Ein Beispiel, damit das anschaulicher wird:

  1. In Stuttgart gibt es viele Autohersteller. Diese benötigen häufig Kurierdienste, sodass viele Kurierdienst-Fahrzeuge nach Stuttgart fahren. Durch diese Nachfrage gibt es viele Kurierdienste (Angebot) für den Kurierdienst von und nach Stuttgart. Über die Jahre hat sich ein recht konstanter Preis herausgebildet, Angebot & Nachfrage gleichen sich aus.

  2. Im Gegensatz dazu ist Schwerin eher strukturschwach und ist keine ausgeprägte Industrieregion. Hinzu kommt, dass es auf keiner Verkehrsader liegt, auf der Kurierdienste unterwegs wären. Auch wenn es nur ca. eine Stunde Autofahrt von Hamburg entfernt liegt, sind hier kaum Kurierfahrzeuge unterwegs. Das Angebot ist also eher niedrig, wodurch der Preis steigt.

weitere Einflussfaktoren

Angebot & Nachfrage unterliegen immer Schwankungen. Im Kurierdienst-Bereich gibt es gleich mehrere Faktoren, die den Preis erheblich beeinflussen:

  • Jahreszeit & Witterung: Im Winter kommt es häufig zu Verkehrschaos und Hindernissen im Straßenverkehr. Gerade bei Glatteis müssen die Fahrzeuge langsamer fahren, was wiederum Zeit & Geld kostet. Hinzu kommt, dass der normale Systemverkehr gestört wird. Diese Störungen müssen wiederum mit Kurierdienst-Fahrten aufgefangen werden. Die Nachfrage - und damit der Preis - steigt.
  • Feiertage: Einzelne Feiertage, gerade in Kombination mit Brückentagen, sind für viele Arbeitnehmer*innen eine gute Nachricht. Doch auch die Fahrer*innen möchten die langen Wochenenden gerne Zuhause verbringen. Daraus folgt, dass die Fahrzeuge zum Heimatort zurückkehren und es für manche Strecken kaum noch Fahrzeuge gibt. Das Angebot sinkt, der Preis steigt.
  • Schulferien: Während der Schulferien sind viele Menschen im Urlaub. Dadurch sinkt der Verbrauch von Lebensmitteln und allgemein die Nachfrage nach vielen Produkten des täglichen Bedarfs. Viele Firmen nutzen die Gelegenheit für Betriebsferien. Das Angebot an Kurierdienst-Fahrzeugen sinkt aber erfahrungsgemäß nicht so stark. Durch die sinkende Nachfrage sinkt auch der Preis.

Langfristig planen senkt den Preis

Als einzelner Marktteilnehmer lässt sich hier wenig an den Strukturen ändern. Am besten hilft deshalb, den eigenen Transportbedarf zu optimieren, sodass teure Kurierdienst-Transporte vermieden werden können.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie für Ihren Kurierdienst-Transport zu viel bezahlen, können Sie uns gerne kostenlos eine Anfrage stellen.



Geschrieben von:
Robert M. Dadanski

Robert M. Dadanski

Ausgebildeter Speditionskaufmann, staatl. geprüfter Betriebswirt der Logistik und Qualitätsmanager (IHK). Seit 2009 Geschäftsführer der vardea. Ich unterstütze Hersteller und Händler mit dem richtigen Transport für die richtige Sendung zur richtigen Zeit.

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